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DIL LEYLA (Asli Özarslan) Screening by Mpower (25 Januar)

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Am 25. Januar 2019 haben wir den Dokumentarfilm „DIL LAYLA“ gezeigt. Im Anschluss an das Filmscreening hatten wir das Vergnügen die Regisseurin des Films Asli Özarslan, bei uns zu begrüßen. 

Der Film Poträtiert die 26-jährige Leyla Imret, die 2014 als HDP-Politikerin zur Bürgermeisterin der anatolischen Stadt Cizre gewählt wurde. Zuvor hatte Leyla in Bremen bei ihrer Tante gelebt, wo sie auch aufgewachsen ist. Die politische Lage in Cizre und die Vergangenheit ihrer Familie führen sie zurück in ihre Heimat, mit dem Ziel diese Stadt politisch und ökonomisch in eine bessere Zukunft zu führen. (siehe Synopsis unten)

Beim Q&A hat uns die Regisseurin Asli Özarslan zahlreiche spannende und faszinierende Details zu den Dreharbeiten offenbart. Im Zentrum der Diskussion stand natürlich auch die politische Situation in der Türkei, die viele von uns erstmal nachvollziehen mussten, da nicht alle mit der Thematik vertraut waren.

Zu Beginn wurde gefragt, ob tatsächlich alles, was im Film gezeigt wurde, echt war und ob Leyla Imret weiterhin Bürgermeisterin ist. Damit wurde schnell klar, dass die meisten von uns stark mit Leyla mitgefühlt haben und um sie besorgt waren. Asli erklärte uns, dass sie inzwischen wieder in Deutschland lebt und von ihrem Amt als Bürgermeisterin von der Regierung abgesetzt wurde.

Selbstverständlich hat die erneute Zuspitzung des Konflikts zwischen den Türken und den Kurden, einen starken Einfluss auf die Dreharbeiten gehabt und den Film stark verändert. Die Dreharbeiten mussten aus Sicherheitsgründen zwischendurch abgebrochen werden. Asli und ihr Team mussten sofort das Land verlassen, sodass die Dreharbeiten für einige Zeit aus Deutschland weiter geführt werden mussten. Es sei eine sehr schwierige und angespannte Zeit gewesen, da auch Leylas Familie in Deutschland nicht genau wusste, wo sie sich zu der Zeit befand und wie es ihr während der Angriffe des türkischen Militärs ging. 

Auf die Frage, wieso im Film keine Aufnahmen zu sehen seien, die die Bombenangriffe und die Lage in den folgenden Tagen dokumentieren, erklärte uns Asli, dass sie hauptsächlich Filmmaterial verwenden wollte, welches sie mit ihrem Team gedreht hat. Zudem konnte der Zuschauer dadurch nachvollziehen, was es bedeutet hat in dem Moment mit den geringen Informationen zurecht zu kommen, ohne zu wissen ob es Leyla gut ging. Nach den Angriffen war schließlich jegliche Kommunikation zu den Menschen in Cizre stark eingeschränkt. 

In dieser Zeit war Asli mit dem Teil von Leylas Familie in Kontakt, der in Bremen lebt. Oft wurde im Film Leylas Familie gefilmt; zum Teil auch in alltäglich Situationen, die normalerweise vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Auf Grund der Tatsache, dass Asli über einen längeren Zeitraum mit der Familie im Austausch stand, haben sie sich trotz der Anwesenheit der Kamera wohl gefühlt und sich mit der Zeit immer mehr geöffnet. Dies ist vermutlich auch eines der Gründe dafür, dass die Regisseurin es geschafft hat das Publikum mit einem so brisanten Thema zu berühren und ein emotionales Familienportrait zu zeichnen. 

Zum Schluss haben einige von uns Asli ein Feedback gegeben und ihre Eindrücken geteilt:

Isana: „Man hat gemerkt, dass Leyla schon immer eine starke und rebellische Frau war. Die Bilder und Videos aus ihrer Kindheit zeigen, dass sie schon als Kind etwas sehr erwachsenes an sich hatte.“

Jamila: „Es gibt wenige Leute, die solche Geschichten erzählen. Das ist interessant, dass man so eine starke Frau sieht, von der man sonst nichts weiß.“

Fahima: “Der Film hat mir gut gefallen. Er ist schön gemacht und fühlt sich kurz an, obwohl es ein langer Film ist. Für mich waren die wichtigsten Informationen zu dem Thema klar. Ich weiß aber nicht, ob es alle Zuschauer so empfinden. Die Kamera fand ich an manchen Stellen sehr wackelig und das ein Jahr an dem Film geschnitten wurde, finde ich ganz schön lang. Ich finde die Filmidee allgemein gut und mir hat die Struktur super gefallen.”

Synopsis

«Die 26-jährige Leyla Imret, in Bremen aufgewachsene Tochter eines toten PKK-Kommandeurs, wurde 2014 zur Bürgermeisterin der anatolischen Stadt Cizre gewählt und damit zur jüngsten Bürgermeisterin der Türkei. Sie kehrte mit großen Plänen in ihre Geburtsstadt im Südosten der Türkei zurück. Dann aber brachen die Kämpfe erneut auf, die Stadt wurde zweimal vom türkischen Militär belagert und schwer beschädigt, Imret als Terroristin angeklagt.

Der unter schwierigen Bedingungen entstandene Dokumentarfilm zeichnet ein fragmentarisches Porträt der jungen Politikerin, wobei sich protokollarische Beobachtungen und persönliche Nähe zur bedrückenden Innensicht eines brachialen Militärkonflikts verdichten. Bilder von Trümmern, anklagenden Opfer und eine müde und getroffene Leyla Imret, die im Verlauf dieser Entwicklungen ihres Amtes enthoben wurde, pusten den Optimismus, den vor allem das Einfangen ihrer ruhigen, aber bestimmten Art, Lokalpolitik zu machen zu Beginn des Films verspüren ließen, im Nu weg.

Ein Film, der einmal mehr zeigt, wie die privaten mit den politischen Verhältnissen verquickt sind und für die schwierige Lage von Kurden unter der türkischen Herrschaft Erdogans sensibilisiert.»

Der Film lief auf einer Vielzahl von Festivals und war u.a. für die First Steps Awards nominiert.

(D 2016, 71min., Kurd./ Türk./ D. mit dt.UT.)

Ein Kooperationsprojekt von Mpower e.V., hackesche höfe kino und Berlin Mondiale im Rahmen von „Movies in Motion“, ein Programm vom BJF (Bundesverband Jugend und Film) gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

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